IST Situation

Straße

Deutschlands Straßen, insbesondere die Autobahnen, werden immer voller. Der Güterverkehr nimmt seit Jahren, nicht zuletzt durch den freien Warenverkehr innerhalb der Europäischen Union, stark zu. Vielfahrer spüren es zuerst, die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit sinkt, obwohl Deutschland das einzige Land ist, das keine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung kennt. Zähfließender Verkehr und Staus sind zum Normalfall geworden. Selbst bei Berücksichtigung aller Verkehrsdurchsagen im Radio wird jede Reiseplanung zum Glückspiel. Zu empfindlich reagiert der fließende Verkehr auf Störungen wie Baustellen oder Unfälle. Die Ergebnisse solcher Störungen sind allenthalben in Form von stehenden oder schleichenden Wagenkolonnen, immer mit einer mehr oder weniger geschlossenen LKW Reihe auf der rechten Spur, zu sehen. Es stellt sich bei einem solchen Anblick jedem sofort die Frage:

‚Warum werden diese Güter nicht vermehrt über die Schiene transportiert‘?

Schiene

Entwicklung und Perspektive

Als Beispiel möge hier zunächst die Entwicklung in Deutschland dienen, wo der Anteil des Schienenverkehrs am Gesamtverkehr verschiedene Phasen durchlaufen hat:

  • Nach 1950 zunächst ein kontinuierlicher Rückgang durch Ausbau des Strassennetzes, unter anderem auch Autobahnen, sowie durch vermehrte Aufnahme des LKW- Fernverkehrs durch Spediteure, die ursprünglich nur im Zubringerverkehr zur Bahn aktiv waren.
  • Anfang der neunziger Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung und der europäischen Liberalisierung Verstärkung des Rückgangs.
  • Ab 2000 Konsolidierung und leichter Anstieg dank der Bahnreformen ab 1994; dadurch Belebung des intermodalen Wettbewerbs nach Zugangsmöglichkeit neuer Eisenbahnverkehrsunternehmen, unterstützt durch die Einführung der LKW-Maut in Deutschland und in anderen Ländern ab 2005.
  • Seit 2008 stagniert der Anteil des SGV bei zirka 17% der gesamten Güterverkehrsleistung in Deutschland. Der nach ähnlicher Entwicklung heute mehr als doppelt so hohe Anteil der Schiene in den Alpenländern Schweiz und Österreich wird stark vom alpenquerenden Verkehr gestützt.

Nun hält die Diskussion darüber an, wie eine Steigerung des Verkehrsanteils der Schiene nach dem altgedienten Motto „Güter gehören auf die Bahn“ tatsächlich erreicht werden kann. Wie kann etwas in Zukunft gelingen, was seit mehreren Jahrzehnten zwar gefordert, aber bisher nicht erreicht wurde? Oder noch dramatischer formuliert: Wieso soll ein Zustand, den es ja schon einmal gegeben hat — nämlich die Bewältigung nahezu des gesamten Güterfernverkehrs auf der Schiene – wieder hergestellt werden, wenn inzwischen das Gegenteil eingetreten ist?

Der rein schienengebundene Transport von Gütern lässt sich mit den verfügbaren Produktionskonzepten aus der Sicht der Endkunden weder ‚just in time‘ noch ‚end-to-end‘ realisieren. Hierzu fehlen in der Regel zumindest die ‚erste und letzte Meile‘.